Alia und Tim


Alia Baltabey und Tim Obermann haben bei NMUN 2017 Mazdonien im Human Rights Council vertreten und verraten euch in diesem Interview welche MUN-Kompetenzen für Juristen unentbehrlich sind, wie gutes Storytelling in Reden funktioniert und was gute Delegierte von Game of Thrones lernen können.

 

Alia Baltabey, HRC


Tim Obermann, HRC

Was sind die drei wichtigsten Dinge, die ihr durch NMUN gelernt habt?

Alia: Dass hard skills in der Juristenausbildung á "umfassende Kenntnisse des Rechtsystems und klassische Falllösungstechnik" unentbehrlich sind, ist für jeden Jurastudenten plain vanilla. Weitaus interessanter ist doch die mocha Vorstellung des Juristen von morgen, welche den Ausbildungsinhalt durch interdisziplinäre Fähigkeiten abrundet – genau diese Fähigkeiten werden durch die Teilnahme an der NMUN-Konferenz geschult. Man könnte an dieser Stelle eine unnötig lange Liste mit all diesen Fähigkeiten aufzählen, daher möchte ich es auf drei wesentliche Kompetenzen reduzieren: (1) Verhandlungsmanagement, (2) Kommunikations-fähigkeit und (3) Gesprächsführung. Diese erlauben es, fachliche Kenntnisse anzuwenden und tatsächlich effizient zu nutzen. Die Erfahrung durch NMUN hat mir deutlich gezeigt, dass Verhandlungskunst ein Balanceakt darstellt, aus verfahrenen Situationen ein erfolgreiches Verhandlungsergebnis hervorzubringen. (side note: Diese Kompetenz ist nicht nur als Jurist unentbehrlich, sondern generell – Beweis: Daenerys und Tyrion: Every wheel breaker needs her deal maker.)

 

Tim: In erster Linie lernt man es, sich selbst und seine Ideen interessant zu machen. Schließlich muss man sich während der Konferenz gegen hunderte andere Delegierte behaupten und versuchen herauszustechen. Das geht natürlich nicht alleine, sondern nur zusammen mit dem Partner. Also lernt man schon während der Vorbereitung auf New York, effektiv mit seinem Partner zusammenzuarbeiten und die jeweiligen Stärken des anderen taktisch klug einzusetzen. Allerdings hilft selbst die beste Vorbereitung manchmal nicht weiter: während der Konferenz ändern sich die Stoßrichtungen der Diskussionen teilweise so schnell, dass man innerhalb kürzester Zeit eine passende Rede anfertigen muss. Man lernt also nicht nur genau zu recherchieren, sondern auch mal zu improvisieren. Allerdings hilft selbst die beste Vorbereitung manchmal nicht weiter: während der Konferenz ändern sich die Stoßrichtungen der Diskussionen teilweise so schnell, dass man innerhalb kürzester Zeit eine passende Rede anfertigen muss. Man lernt also nicht nur genau zu recherchieren, sondern auch mal zu improvisieren. 

 


Welche Tipps würdet ihr gerne an zukünftige Bewerber/Delegierte weitergeben?

Alia: Eine Formel für die perfekte Bewerbung gibt es sicherlich nicht, doch mein wertvollster Tipp (neben Interesse, Leidenschaft und ein Fünkchen Humor) ist sich stets zu fragen, wieso gerade man selbst genommen werden soll – schaut Euch euren CV an und überlegt genau, welche Kompetenzen ihr wo/wann konkret erworben habt, die Euch von anderen unterscheiden und für die nächste Delegation sowie die Konferenz wichtig sind. Versucht Verbindungen zu finden zwischen dem, was ihr gemacht habt, und dem Profil, das gesucht wird. Manchmal hilft auch ein Schwenker zur amerikanischen Star-Methode. All das kann man problemlos vorbereiten – der Rest müsste mit Charakter zu bewältigen sein.

Für die nächste Delegation kann ich eine Sache weitergeben: Storytelling. Jeder Student weiß, dass sich eineinhalb Stunden ziehen können – stellt euch das mal 3 vor. Für die Konferenz ist es unabdingbar, im Gedächtnis zu bleiben und nicht unterzugehen: das wichtigste Argument sollte durch eine gute Story untermauert werden, auch lieber einen inhaltlichen Punkt weglassen, als alle wesentlichen Punkte durch die Menge zu verwässern. Doch vor allem mit Spaß und Humor drangehen!

 

Tim: Ich persönlich war nach dem ersten Sitzungstag der Konferenz ziemlich kleinlaut, weil ich etwas überrumpelt wurde von dem lauten und imposanten Auftreten mancher Teilnehmer. Wem das auch so gehen sollte, dem würde ich raten, ganz cool zu bleiben und auf die Momente zu warten, in denen Inhalt gefragt ist. Denn dann sind die, die vorher lautstark eine Rede nach der anderen geschwungen haben, meistens etwas kleinlauter.

 

Bei NMUN nehmen viele englische Muttersprachler teil. War das für euch eine besondere Herausforderung und wie seid ihr damit umgegangen?

Alia: Da Studenten aus allen Kontinenten an der Konferenz teilnehmen, ist die englische Kommunikation mit all ihren Akzenten und Dialekten ohnehin recht durchmischt. Ich habe einige Zeit in UK verbracht, sodass die englische Sprache keine große Herausforderung darstellte, doch ist es so, dass oftmals neben gutem Schulenglisch nur noch ein Fünkchen Mut vonnöten ist.

 

Tim: Für mich war das eigentlich die größte Herausforderung. Aber zum einen gibt es noch viele, viele andere Delegierte, deren Muttersprache nicht Englisch ist. Und zum anderen nehmen die Muttersprachler in der Regel Rücksicht auf ein etwas langsameres Sprachtempo.

 

Was war eure schönste Erinnerungen/Erlebnisse während der Vorbereitung und Konferenz in New York?

Alia: Alles in allem war die Vorbereitung und die Konferenz eine wunderbare, kaleidoskopartige Erfahrung, die ich sicherlich nicht missen möchte, angefangen bei den After"work"-Abenden, Diskussionen über die Opportunitätskosten bei Resolutions-alternativen, missglückten Harvard-Orangen-Simulationen bis hin zum "tanzende"-Delegation-im-italienischen-Restaurant-Abend, zu vollgepackten Badewannen mit bunten Blechdosen und rühmlichen Kleidungsensembles beim Karneval.

 

Tim: Das klang jetzt alles etwas sehr elitär. Das ist es zwar bisweilen auch – das Coolste ist es doch aber eigentlich, mit knapp 20 Kommilitonen zwei Wochen New York zu erleben. Und durch die vielen interessanten Einladungen, die wir im buisness casual Outfit wahrnehmen durften, fühlte ich mich weniger wie ein Tourist, sondern eher wie ein kleiner Harvey Specter.